Piaf-Film sorgt für neue Pilgerströme nach Lisieux Der Streifen mit der oscargekrönten Marion Cotillard in der Hauptrolle zeigt in einer Sequenz auch das Gebet der erblindeten kleinen Edith am Grab der vor 110 Jahren in dem Normandie-Städtchen gestorbenen heiligen Therese
Lisieux. Der Film "La vie en rose" mit der am vergangenen Montag oscargekrönten Marion Cotillard - übrigens auch der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale - in der Rolle der legendären Sängerin Edith Piaf sorgt seit einem knappen Jahr für neue Pilgerströme in den französischen Flecken Lisieux. In dem kleinen Normandie-Städtchen wird spätestens seit ihrer Heiligsprechung am 17. Mai 1925 die junge Karmeliter-Nonne Therese von Lisieux verehrt. Der französische Film zeigt in einer kurzen Sequenz das Gebet der als kleines Mädchen erblindeten Piaf am Grab der Heiligen. Die Legende um die Chanson-Sängerin besagt, daß sie angeblich ihr Augenlicht wieder erhielt, nachdem die Prostituierten, bei denen sie aufwuchs, die Pilgerreise mit der kleinen Edith unternommen hatten. Die Andenkenläden in der 25.000 Einwohner zählenden bretonischen Stadt zwischen Caen und Rouen haben seit dem Anlaufen des Films im Februar 2007 noch mehr zu tun als sonst. Die deutschsprachige Stadtführerin Cordula Girault hat im relativ verregneten Sommer mehr Führungen als ohnehin. 2007 jährte sich der Todestag der heiligen Therese, die am 30. September 1897 im Alter von nur 24 Jahren starb, zum 110. mal. Edith Piaf verehrte die Heilige seit ihrer Genesung und trug stets ein Medaillon von ihr bei sich, erzählt Emmanuel Paccaud vom örtlichen Fremdenverkehrsamt. Der im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstörte Ort bewahrt das Andenken an die Heilige. Schon von weitem ist die übergroße Basilika zu sehen, die zwischen 1929 und 1954 errichtet wurde. Alles in dem Gotteshaus, dessen feierliche Einweihung sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt, erinnert an das Leben und Handeln der jungen Nonne, die bereits im Alter von 15 Jahren in den Karmel der Stadt eintrat. In der Basilika brennt ein Lichtermeer kleiner und großer Kerzen vor dem Reliquienschrein. Auch zahlreiche Tafeln hängen dort mit Danksagungen für Genesungen oder Bitten um Heilung. Der Rektor des Wallfahrtsbüros, Monsignore Bernard Lagoutte ist stolz darüber, daß seit dem letzten Jahr 13 Stationen aus dem Leben von Therese als lebensgroße Wachsfiguren- Darstellungen in der Basilika zu sehen sind. Neun Diözesen in Süddeutschland zeigten im April und Mai Reliquien von Therese, in diesem Jahr werden sie in Norddeutschland gezeigt. Rund 800.000 Pilger aus aller Welt sind im vorausgegangenen Jahr nach Lisieux gekommen. Sie kommen vor allem aus den USA und den Philippinen, aus Südkorea, aus Mexiko und aus Deutschland. Nur Lourdes kann in Frankreich mehr Pilger begrüßen, sagt Monsignore Lagoutte, der davon erzählt,
90 Zimmer mit je zwei Betten stehen hier für Gläubige zur Verfügung, die zwei bis maximal drei Tage bleiben können. Übers Jahr gerechnet liegt die Auslastung im Pilgerhaus bei 60 Prozent, an Wochenenden wird es eng und zu den kirchlichen Feiertagen oder gar zum Theresienfest vom 30. September bis 1. Oktober geht nichts mehr, erzählt Ria, die Assistentin des Rektors vom Wallfahrtsbüro. Nach den Worten des Monsignore soll noch in diesem Jahr ein "Wanderpfad auf den Spuren der Therese" eröffnet werden. Denn "ein guter Pilger" müsse vier Orte besuchen, sagt Lagoutte schmunzelnd. Das Geburtshaus von Therese, die Kathedrale, wo sie zur Messe ging, das Karmeliter-Kloster und die 1937 eingeweihte Basilika mit Krypta. Weitere Informationen unter: www.ville-lisieux.fr Redaktion: Frank Becker |